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Gesundes Misstrauen entwickeln

PRÄVENTIONSKONZEPT. Das "Sicher-Stark"-Team zeigt Grundschülern, wie sie sich vor Kriminellen schützen können.
In einem Rollenspiel mimt Ralf Schmitz einen Autofahrer, der Kinder in seinen Wagen locken will. (Foto: Rolf Schmalzgrüber)

MONHEIM. Margarete Mathias-Erhardt, Leiterin der Winrich-von-Kniprode-Grundschule, machte im Internet erste Bekanntschaft mit der Initiative "Sicher-Stark". Die Pädagogin informierte die Eltern und den Förderverein über die Inhalte des Kinderpräventionskonzeptes und kurbelte die Sponsorensuche an. Mit Erfolg, denn gestern startete der erste Aufklärungskurs für die Dötze der ersten und zweiten Klassen der Kniprode-Schule. "Ich bin fest davon überzeugt, dass solche Kurse, die das Selbstbewusstsein der Kinder stärken und über die Vorgehensweisen von Gewaltverbrechern aufklären, wichtig sind", erklärt Mathias-Erhardt. Drei Tage lang sensibilisieren der Erfolgs- und Motivationstrainer Ralf Schmitz und die Diplom-Pädagogin Julia Schlegel im theoretischen Unterricht und mit realitätsnahen Rollenspielen die 155 Steppkes für den eventuellen Kontakt mit Pädophilen, Entführern und anderen Kriminellen.

 

"Die Summe ist gerechtfertigt"

Klar, dass ein solcher Kurs seinen Preis hat. Insgesamt kostet der Besuch des "Sicher-Stark"-Teams die Schule 5800 Euro. Für die Teilnahme ihres Kindes zahlen die Eltern zehn Euro, den Restbetrag tragen der Förderverein und Sponsoren. "Die Summe ist gerechtfertigt. Wenn nur ein Kind vor Unheil bewahrt wird, hat sich das Ganze schon gelohnt", so Mathias-Erhardt.

Der ehemalige Polizeibeamte Schmitz bringt das Konzept von "Sicher-Stark" auf einen einfachen Nenner: "Die präventive Arbeit mit den Kindern lohnt sich in jedem Fall. Wir haben noch nicht gehört, dass einem Schüler, nachdem er bei uns mitgemacht hat, etwas passiert ist. Ziel ist es, ein gesundes Misstrauen zu entwickeln." Schmitz und Schlegel versuchen, diese Eigenschaft so real wie möglich zu vermitteln.

Nach einem theoretischen Teil geht es für die kleinen Seminarteilnehmer auf den Schulhof und auf die Straße. Dort zeigt das "Sicher-Stark"-Team, wie man sich verhält, wenn einen "die nette Tante" vom Spielplatz locken und entführen will oder der fremde Mann im Auto mit tollen Versprechungen zum Einsteigen einlädt. Diese und ähnliche Situationen spielen Schmitz und Schlegel mit den Schülern durch, um das richtige und falsche Verhalten hinterher kindgerecht zu analysieren.

Und dieser außergewöhnliche Unterricht kommt bei Groß und Klein an. Lehrerin Annette Bruns-Krebbler zeigte sich begeistert: "Diese Rollenspiele sind besser als jede Theorie. Die Kinder sind voll bei der Sache und sehr aufmerksam." Auch dem sechsjährigen Malte hat die Abwechslung zum Schulalltag gefallen: "Ich weiß zwar, dass ich zu Fremden nicht ins Auto steigen darf, aber ich habe trotzdem noch jede Menge gelernt."

22.08.2006 MARKUS BÜLLES (erschienen in nrz-online)

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