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Kinder lernen, sich zu wehren

OZ Boltenhagen, 3. April 2007

In Deutschland wird jedes zweite Sexualverbrechen an einem Kind begangen. Wie es sich gegen seinen Angreifer wehren kann, vermittelt das Sicher-Stark-Team

Boltenhagen. Die Mitglieder des Fördervereins der Grundschule Ostseebad Boltenhagen haben gerade alle Hände voll zu tun. Denn schon bald wollen sie den 145 Mädchen und Jungen ein besonderes Angebot machen: eine Projektwoche zur Gewaltprävention. Dafür ist vom 23. bis 27. April das Sicher-Stark-Team zu Gast, das aus Pädagogen, Psychologen, Kindertherapeuten und ehemaligen Polizisten besteht und sich folgendes Ziel setzt: Kinder selbstbewusst und mutig zu machen, damit sie Gewaltverbrechen und sexuellem Missbrauch nicht mehr hilflos ausgeliefert sind, erklären Susanne Rieck und Jana Schöbel vom Vorstand des Vereins zur Förderung der Grundschule Boltenhagen. Das Team schütze bereits seit vielen Jahren erfolgreich durch prophylaktische Schulungen Kinder vor Gewaltverbrechen und Missbrauch. Jeder spricht über Gewaltprävention, aber es gibt nur wenige Projekte für Grundschüler, beklagt Jana Schöbel. In Mecklenburg-Vorpommern hat man schlichtweg gar keine Angebote oder Alternativen, sodass wir bis nach Nordrhein-Westfalen ausweichen mussten, ergänzt Susanne Rieck. Das hat sie schon sehr überrascht. Denn Gewaltverbrechen an Kindern sind in Deutschland eine erschreckende Realität. So wird zum Beispiel jedes zweite Sexualverbrechen an einem Kind begangen. Es kann auch in einer ländlich-friedlichen Gegend wie unserer passieren, machen sie auf die Wichtigkeit des Projektes aufmerksam. Die Grundlage für das Training der Erst- bis Viertklässler bietet ein bundesweit einzigartiges Konzept, mit dem Kinder ihre persönlichen Stärken entdecken - Fähigkeiten, die sie oftmals noch nicht kannten. Dabei gewinnen die Mädchen und Jungen an Selbstvertrauen und das Training ermöglicht ihnen, über sich selbst hinauszuwachsen und die Erfahrung im Alltag zu übernehmen. Dafür werden auch Gefahrenparcours gestaltet, in denen man die Kinder mit gestellten gefährlichen Situationen konfrontiert (beispielsweise indem sie ein fremder Mann anspricht) - damit sie den Ernstfall fühlen können und die zuvor gelernten verbalen und technischen Strategien anwenden können. Das Training für die Klassen eins und zwei findet gemischt statt, die Dritt- und Viertklässler trennt das Team nach Jungen und Mädchen, informiert Jana Schöbel. Auch Eltern haben die Möglichkeit, sich zu informieren. Das Projekt lässt sich der Verein einiges kosten. Aber es ist jeden Euro wert und wir wollen, dass jedes unserer Kinder in den Genuss des Kurses kommt, so Susanne Rieck. Darum sind Anträge gestellt worden und Spendenaufrufe erfolgt - bisher haben das Kultusministerium, die Deponie Ihlenberg, der Rotary-Club Grevesmühlen und die Boltenhagener Appartement- und Immobilien Service GmbH ihre Hilfe zugesagt: Über weitere Unterstützung, auch von Privatleuten, würden wir uns freuen, Telefon 03 88 25/2 65 75.

Von KERSTIN SCHRÖDER

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