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Text Beitrag WDR2 erschienen im Internet am 10.12.02

Nicht nur Eltern, sondern auch Lehrer fragen sich, wie sie Kinder besser davor schützen können, Opfer zu werden. Das beste Mittel scheint dabei zu sein, Kinder stark zu machen: Wer genügend Selbstvertrauen hat, kann sich besser behaupten. Die Landesregierung NRW hat deshalb ein Förderprogramm für Selbstbehauptungskurse an Schulen aufgelegt. Pro Kurs gibt es vom Frauenministerium bis zu 760 Euro Zuschuss. In der Parkschule in Wülfrath wird zur Zeit ein solches Training durchgeführt. Alle zwölf Grundschulklassen sollen fit gemacht werden für den Ernstfall.

Die Klasse 4c der Wülfrather Parkschule hat an diesem Donnerstag Nachmittag den fünften und letzten Termin mit ihren Trainern Gudrun und Ralf. Nachdem sich alle in einen Kreis gesetzt haben, erzählen die Kinder, an was sie sich aus den vergangenen Übungsstunden erinnern können.

"Also, wir haben ein Brett zerschlagen und wir haben zwei verschiedene Rollenspiele gemacht. Einmal das mit dem Autofahrer und den zwei Dummies, da wurden wir angegriffen, einer wollte uns ins Auto zerren."

"Wir haben gegen solche Handschuhe getreten, wir haben gegen die Matte geschlagen, wir haben immer Ballons hochgeschlagen."

Die neun- und zehnjährigen Jungen erinnern sich vor allem an die körperbetonten Aktionen. Selbstverteidigungstechniken sind ein Teil des Programms der Trainer aus Euskirchen. Viel wichtiger finden die Sozialpädagogen jedoch, dass die Kinder lernen, "nein" zu sagen - und dass sie klar unterscheiden können zwischen dem, was sie wollen beziehungsweise was sie nicht wollen. An diesem Nachmittag üben es die Kinder, indem sie zwischen guten und schlechten Geheimnissen unterscheiden. Kärtchen werden zugeordnet, die Kinder knien am Boden, es wird diskutiert. Ein schlechtes Geheimnis ist es etwa, wenn jemand in der Schule immer verhauen wird und es den Eltern nicht sagt. Erfolgstrainerin Gudrun Rinker wünscht sich, dass die Kinder auch zu Hause dazu ermutigt werden, auf ihre eigenen Gefühle zu hören.

"Das ist etwas, was häufig ein bisschen vernachlässigt wird in der Erziehung, weil immer noch darauf das Augenmerk gelenkt wird, dass Kinder lieb und gehorsam und nett sein sollen - gerade die Mädchen - und den Erwachsenen keine Widerworte geben dürfen und das ist natürlich sehr gefährlich, wenn ein Erwachsener kommt und was von ihnen will, was ihnen nicht gut tut."

Wesentlicher Bestandteil der Selbstbehauptungskurse sind sogenannte Realitätschecks. Hier sollen die Kinder gegen Ende der Übungseinheiten das Gelernte in einer konkreten Situation anwenden. Und zwar nicht in der Turnhalle, sondern draußen. Ein bisschen hat es bei allen dabei im Bauch gekribbelt, berichten die Kinder. Kein Wunder, denn im Rollenspiel müssen sie sich gegen einen Mann behaupten, der sie mit Tricks in sein Auto locken will und auch vor Handgreiflichkeiten nicht zurückschreckt. Heute sehen sich die Kinder die Videoaufnahmen an, die ihre Erfolgstrainer dabei gemacht haben. Zuerst ist auf dem Bildschirm Alex zu sehen. Als der Mann ihn am Arm packt und in Richtung Auto zieht, brüllt er laut "Nein!" und versetzt dem Täter einen ordentlichen Tritt - die Kinder sind begeistert.

"Alex" - lautes Jubeln und Klatschen

Doch obwohl nicht jedes Kind so selbstbewusst reagiert hat wie Alex, haben doch alle was dazu gelernt. Und bei der Abschlussbesprechung wird eines klar: Die Kinder sind mit viel Spaß ein bisschen stärker geworden und haben den Eltern zu Hause einiges zu berichten.

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